Polizei und Ehrenamtler warnen Schüler vor Verkehrsgefahren

Lübeck: Jedes Jahr verunglücken Kinder im Straßenverkehr tödlich – bei vier von sechs Unfällen bundesweit durch rechtsabbiegende Lastwagen, deren Fahrer die Kinder aufgrund des toten Winkels nicht sehen konnten. Polizei, Verkehrswacht und Ehrenamtliche vom Round Table und dem Ladies Circle in Lübeck wollen das durch Schulungen an den Schulen verhindern.

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Eine große dreieckige Plane wird neben dem Lastwagen ausgerollt und mit Flatterband eingegrenzt. „Das ist der Bereich, in dem der Fahrer aus seinem Führerhäuschen nicht mehr sehen kann, was neben seinem Fahrzeug passiert“, erklärt Silke Ziemann, Leiterin der Präventionsstelle der Polizeidirektion Lübeck. Sie ist an diesem Tag zusammen mit Ehrenamtlichen des Round Table 29, Round Table 104 und dem Ladies Circle 7 aus Lübeck auf das Gelände des Verpackungsmaschinenherstellers Greif-Velox gekommen. Denn die Ehrenamtlichen lernen heute, wie sie Schülern der dritten und vierten Klassen hautnah zeigen können, was der „Tote Winkel“ eigentlich bedeutet.

„Es ist ganz wichtig, das zu diesem Zeitpunkt zu machen, wenn die Kinder anfangen, sich allein im Straßenverkehr zu bewegen“, sagt Sascha Hemmerich vom Round Table 104. Schon im vergangenen Jahr waren er und seine Mitstreiter des Service-Clubs wechselweise mit einem Lastwagen von den Entsorgungsbetrieben oder der Feuerwehr an den Schulen. Insgesamt 23 Klassen konnten so auf Verkehrsgefahren durch das eingeschränkte Sichtfeld bei großen Fahrzeugen hingewiesen werden. „Die komplette Klasse nimmt dann auf der Plane im toten Winkel Platz und nacheinander setzt sich jede Schülerin und jeder Schüler einmal ins Fahrerhäuschen, um die Perspektive des Fahrers einzunehmen“, erzählt Hemmerich. „So können sie viel besser als in jedem Erklärfilm begreifen, was das eigentlich bedeutet."

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Gerade dieser Perspektivwechsel sei wichtig, bekräftigt auch Polizeibeamtin Ziemann: „Wenn wir uns ansehen, welche Personengruppen in solche Unfälle verwickelt sind, sind das meistens ältere Damen und eben Kinder – also solche, die keinen Führerschein haben.“ Auch wenn es inzwischen weitere Spiegel und technische Ergänzungen an den Fahrzeugen gebe, könne das Risiko „Toter Winkel“ nie auf Null reduziert werden. Und da Unfälle im Zusammenhang mit dem toten Winkel in der Regel tödlich endeten, seien die Schulungen mit Unterstützung der Ehrenamtlichen umso wichtiger. „Wir schaffen es mit unseren zehn Mitarbeitern in Lübeck und Ostholstein nicht, an allen Schulen Schulungen durchführen“, sagt Ziemann. „Deshalb sind wir froh über das Projekt des Round Table.“ Im Mai und Juni geht es dann im Rahmen der Verkehrserziehung wieder an die Schulen.

„Wir unterstützen dieses Projekt sehr gern“, sagt Sebastian Pohl, Geschäftsführer von Greif-Velox und selbst Mitglied des Round Table. „Denn es geht darum, möglichst viele gefährliche Situationen und Unfälle mit Kindern im Straßenverkehr zu verhindern.“

Die Ehrenamtler vom Round Table und Ladies Circle zeigen mit Hilfe einer Plane und Flatterband, wie groß der tote Winkel beim Lastwagen ist. Fotos: Veranstalter

Die Ehrenamtler vom Round Table und Ladies Circle zeigen mit Hilfe einer Plane und Flatterband, wie groß der tote Winkel beim Lastwagen ist. Fotos: Veranstalter


Text-Nummer: 165504   Autor: Veranstalter/red.   vom 25.04.2024 um 10.47 Uhr

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Kommentare zu diesem Text:

Brummbär

schrieb am 25.04.2024 um 11.04 Uhr:
Moderne LKWs haben keine toten Winkel! Seit 2007 sind entsprechende Spiegel für Rundumsicht vorgeschrieben.

Wenn ein Radler oder Fußgänger überfahren oder abgedrängt wird, liegt es eigentlich immer daran, weil der Fahrer des LKWs nicht in die Spiegel geguckt hat und/oder zu schnell abbiegt. Vorgeschrieben ist schließlich Schritttempo, aber da hält sich fast niemand dran.

Natürlich sollte man als Radfahrer vorsichtig sein und es meiden, neben einem LKW zu fahren oder zum Stand zu kommen, aber das ist gar nicht immer möglich.

Wie auch immer, diese "Aufklärung" ist im Prinzip eine Täter/Opfer-Umkehr und unter aller Sau.

Peter Krahn

schrieb am 25.04.2024 um 12.20 Uhr:
Ich finde es ja grundsätzlich gut, dass auf diese Gefahr hingewiesen wird aber es so darzustellen, als wenn solche Unfälle nur durch den Toten Winkel, geschehen, ist doch Blödsinn. Ersten gibt es den Toten Winkel gar nicht mehr, wenn der LKW den Vorschriften entsprechend ausgerüstet ist und zweitens ist das Hauptproblem unangepasste Geschwindigkeit und bewusstes Vorfahrt nehmen! Ich erlebe es täglich, dass mich LKWs überholen, also haben sie mich ja gesehen, und biegen dann direkt vor meiner Nase ab und nehmen mir die Vorfahrt, immer schön nach dem Motto ich bin ja stärker und der blöde Radfahrer wird schon bremsen.

Misanthrop

schrieb am 25.04.2024 um 13.21 Uhr:
@Peter Krahn

Wie sagt es Sascha von "Euro Videos Fahrnünftig" so schön? Oder auch der Kanal "RLP Dashcam"? Oder der Kanal "DDG"?

"Fahrradfahrer MÜSSEN überholt werden!"

Der Egoismus mancher Verkehrsteilnehmer ist gefährlicher als jeder tote Winkel. Da wird kein Mindestabstand eingehalten, ausgebremst, bewusst gefährdet, Hauptsache die Verkehrsbehinderung auf zwei Rädern ist überholt.
Das spricht nicht die Radfahrer von jeglicher Schuld frei, die sind oft genug kein Deut besser.

IRG

schrieb am 25.04.2024 um 14.20 Uhr:
Ich möchte meinen Vorredner gern widersprechen, obwohl es Abbiegespiegel gibt entsteht sehr wohl ein toter Winkel und zwar in dem Moment wo Radfahrer/Fußgänger Vorfahrt mit Unsterblichkeit verwechseln. Als LKW Fahrer muss ich auf den Gegenverkehr,den Verkehr neben mir und natürlich auch auf Fußgänger achten. Wenn ich also meinen Rundblick durch alle meine Spiegel mache und in der Zeit ein Radfahrer mit 20-25kmh in meinen Abbiegebereich fährt habe ich keine Chance mehr zu reagieren! Leider ist vielen Radfahrern nicht bewusst wie klein ihre Silhouette wirklich ist.

Bürger aus HL

schrieb am 25.04.2024 um 15.58 Uhr:
Ich finde es sehr wichtig auf die Gefahren an sich hinzuweisen und von einem Parteienbild "guter Autofahrer" "schlechter Radfahrer" abzulenken. Die Gefahren ihre Ursachen und Vermeidungsmöglichkeiten sollen gut darstellbar sein. Auch sollte mehr gelehrt werden, dass man beim überqueren eines Zebrastreifens schauen sollte, ob wirklich alles in Ordnung ist. Ich sehe in den allerseltensten Fällen Fußgänger in Richtung Verkehr schauen. Und Mütter mit Kinderwagen schauen ganz oft aufs Handy und nicht auf die Straße ob ein Auto wirklich bremst. Recht haben und trotzdem am Unfall geschädigt zu werden ist doof. Und man kann es sooo einfach machen. Vorsicht im Straßenverkehr auch im Rechtsstaat. Sicher will niemand jemand gefährden oder verletzen, doch leider passiert es. Mit einem Tick mehr Aufmerksamkeit und dem Verzeihen der Fehler anderer kann bestimmt eine Menge erreicht werden. Passt alle einfach ein bisschen auf. Ein LKW erscheint nicht plötzlich aus dem Nichts. Ein Radler kann sich auch schnell verschätzen. Und wir sind alle miteinander Verkehrsteilnehmer und können also auch miteinander aufeinander aufpassen bzw es lernen.

Misanthrop

schrieb am 25.04.2024 um 16.00 Uhr:
@IRG

Da greift die Regel:
Siehst du den Fahrer im Führerhaus, kann, er dich auch sehen.

Warum wird das den Menschen nicht mehr beigebracht...
Ach... Ich vergaß. Man baut ja auf Eigenverantwortung, was in unserer, von Egoismus dominierten, Gesellschaft ja auch so toll funktioniert.

Cyril

schrieb am 25.04.2024 um 17.17 Uhr:
@IRG
Schritttempo ist vorgeschrieben, am besten noch vorm Abbiegen auch noch kurz anhalten.

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