UKSH: Forschung zur verengten Aortenklappe

Lübeck - St. Jürgen: Bisher sind jüngere Patienten mit verengter Aortenklappe vor allem mit einem chirurgischen Klappenersatz versorgt worden. Eine Studie, an der 38 deutsche Herzzentren mitgewirkt haben, zeigt nun, dass die kathetergestützte Aortenklappenimplantation (TAVI) dem chirurgischen Vorgehen ebenbürtig ist.

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) gehörte zu den Zentren, die die meisten Probanden in die Studie eingeschlossen hatten, und war mit mehreren Autoren beider Standorte in der international viel beachteten Publikation abgebildet. Sie ist kürzlich im New England Journal of Medicine veröffentlicht worden.

„Das ist eine sehr wichtige Arbeit, die auf längere Sicht die Therapie der Aortenklappenstenose beeinflussen könnte“, sagt Prof. Dr. Stephan Ensminger, Direktor der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie, Campus Lübeck, der zusammen mit Prof. Dr. Ingo Eitel, Direktor der Medizinischen Klinik II, Campus Lübeck, und Prof. Dr. Derk Frank, Direktor der Klinik für Innere Medizin III mit den Schwerpunkten Kardiologie und Internistische Intensivmedizin, Campus Kiel, an der Studie beteiligt war.

Die Aortenklappenstenose ist eine der häufigsten Herzerkrankungen. Durch die verengte Aortenklappe wird der Blutstrom von der linken Herzkammer in die Hauptschlagader (Aorta) behindert, was bei ausgeprägter Verengung zu Luftnot oder einem plötzlichen Herztod führen kann. Bei der chirurgischen Therapie wird unter Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine eine Herzklappenprothese eingenäht, die als sehr dicht und langlebig gilt. Das interventionelle Katheterverfahren dagegen wurde bislang vor allem älteren Patientinnen und Patienten mit erhöhtem oder mittleren OP-Risiko empfohlen. Das Verfahren, bei dem die Klappenprothese mit einem Katheter bis zur Hauptschlagader geschoben wird, wo sie sich entfaltet, ist für den Körper schonender.

Um die Versorgungsformen zu vergleichen, wurden 1.414 herzkranke Patientinnen und Patienten entweder chirurgisch oder kathetergestützt behandelt. In den zwölf Monaten nach dem Eingriff traten deutlich weniger Schlaganfälle und Todesfälle nach dem kathetergestützten Verfahren als nach der chirurgischen Therapie auf.

„Die Studienergebnisse sind von hoher klinischer Relevanz. Aufgrund dieser neuen Daten kann die minimalinvasive Katheterbehandlung der Aortenklappenstenose auch bei jüngeren Menschen mit niedrigerem OP-Risiko als Alternative zum chirurgischen Verfahren in Erwägung gezogen werden“, sagt Prof. Eitel.

Prof. Frank ergänzt, dass „die in Deutschland durchgeführte Studie die klinische Realität sehr gut abbildet und die überzeugenden Daten für den schonenden Klappenersatz über die Leiste über das gesamte Risikospektrum abrundet.“

Die Erkenntnisse basieren auf der Einjahresauswertung der DEDICATE-DZHK6-Studie, die federführend am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführt wird. Die industrieunabhängige Studie gehört zum Forschungsprogramm des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und ist die erste in Deutschland, die von den Fachgesellschaften für Kardiologie und Herzchirurgie gemeinsam konzipiert wurde.

Das UKSH ist Teil des DZHK-Nordstandorts. Die Herzzentren am Campus Kiel und Campus Lübeck zählen zu den führenden TAVI-Zentren in Deutschland und sind als TAVI-Zentren zertifiziert.

Bei einer Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI). Foto: UKSH

Bei einer Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI). Foto: UKSH


Text-Nummer: 165657   Autor: UKSH/red.   vom 04.05.2024 um 12.59 Uhr

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