Moden-Schau mit Kittel-Schürzen

Die praktische Arbeitskleidung und Lübecks größtes Haushaltswarengeschäft waren sich schon einmal so nah – es ist nur ein paar Jahrzehnte her. Die Kittelschürze ist aus der Mode geraten und Karstadt hat geschlossen. Jetzt wird das ehemalige Kaufhaus zur Bühne für eine spektakuläre Wiederbegegnung: In den Schaufenstern Breite Straße/Schrangen treten nach Jahren im dunklen Schrank kuratierte Kittelschürzen ins Rampenlicht.

Die Idee zur Ausstellung hatte die Kulturwissenschaftlerin Stefanie Reis, die zwischen Kittelschürzen aufgewachsen ist. Kuratiert und organisiert hat sie sie gemeinsam mit Modedesignerin und Upcycling-Expertin Simone Graber.

Dezent geblümt, klassisch uni, griffiger Baumwollstoff, pflegeleicht: „Kittelschürzen waren in meiner Kindheit und Jugend so selbstverständlich, dass ich sie gar nicht wahrgenommen habe. Fast alle älteren Frauen haben sie wie eine dritte Haut getragen,“ erinnert sich Stefanie Reis. Der Kittel-Nachlass der verstorbenen Oma hat bei der Vierundvierzigjährigen die Faszination für das Textil ausgelöst und den Grundstock für eine wachsende Sammlung gelegt: „Die Kittelschürze atmet Zeitgeist und bringt sofort ins Gespräch. Und ich liebe ihre einmaligen Muster!“

Aus Erzählstoff, Fotos, kreativen Anproben, neuem und historischem Kontext entwickelt Reis künstlerische Formate, die die Schürzen, ihre Trägerinnen, Erinnerungen und Muster mit zeitlichem Abstand neu in Erscheinung treten lassen.

Einen glamourösen Höhepunkt hat das Kittel-Comeback am 30. April 2024 um 17:00 Uhr mit einer öffentlichen Modenschau vor dem ehemaligen Karstadt-Haupteingang in der Breiten Straße. Kultur- und Modefachmann Tilo Strauß, ebenfalls Teil des „Kittel Couture“ Teams, begleitet den Walk der über 50 Schürzen am Synthesizer.

Bis Mitte Mai 2024 läuft die Ausstellung in den Schaufenstern Breite Straße/Schrangen des ehemaligen Karstadt-Gebäudes Haus A, freundlich unterstützt von Lübeck Übergangsweise.

Stefanie Reis ruft auch Lübecker und Menschen aus Norddeutschland auf, sich mit abgelegten Kittelschürzen und ihren Geschichten an sie zu wenden. „Auf keinen Fall in die Altkleidersammlung geben!“, bittet Reis. „Ich freue mich über jeden Kittel, jede Erzählung und über alte Fotos. Besonders freue ich mich, wenn sich echte Kittelträgerinnen melden!“

Den eingereichten Kitteln winken ein zweites Leben, neue Aufmerksamkeit und ein Platz in einem weiteren Lübecker Schaufenster später im Jahr.

www.diekittel.de

Bis Mitte Mai 2024 läuft die Ausstellung in den Schaufenstern Breite Straße/Schrangen des ehemaligen Karstadt-Gebäudes Haus A. Foto: K. Osterchrist/Veranstalter

Text-Nummer: 165393   Autor: Veranstalter/red.   vom 21.04.2024 um 11.43 Uhr